DER GEBÄRMUTTERKELCH

In matriarchalen Kulturen galt der weibliche Schoß als Quelle allen Lebens. Der Kelch stand für das nährende Prinzip, für das zyklische Weben von Werden, Vergehen und Wiederkehr. Er war Sinnbild der Erde, des Mondes, des Blutes - und der Weisheit, die nicht belehrt, sondern gebärt.
Mit dem Aufstieg patriarchaler Religionen
wurde dieses Symbol übernommen - aber entleert.
Der goldene Kelch in der Kirche wurde zum Abendmahlskelch,
zum Gefäß für einen männlich konzipierten „heiligen“ Akt.
Doch der ursprüngliche Zusammenhang mit dem Schoß, mit Blut, Geburt, Mysterium - wurde verschwiegen, verdrängt, umgedeutet.
Was einst den Frauen gehörte, wurde in Männerhände gelegt
- buchstäblich und spirituell.

Doch in uns, tief in unserem Becken, leuchtet er weiter:
Der Gebärmutterkelch.
Goldschimmernd, weich und weit, ein innerer Tempel.
Er erinnert uns an das Urwissen, das nie verloren war, sondern nur verschüttet - an die Schöpferin in uns, an das Blut als Trägerin von Kraft, an die leise, kreisende Weisheit der weiblichen Linie.
Wenn wir den Kelch heute wieder in den Händen halten - ob als Symbol in einem Ritual oder als Bild in einer Meditation - dann heben wir ihn nicht nur äußerlich, sondern innerlich:
Wir würdigen unseren Schoßraum als Quelle, als Kelch, 
als Altar der göttlichen Weiblichkeit.
Der Gebärmutterkelch ist nicht nur ein Symbol.
Er ist ein Rückruf.
Ein Leuchten in uns.